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Von Elefanten und Träumen

Von Elefanten und Träumen

Von Elefanten und Träumen

Der Plan war, über Fasching ins österreichische Seefeld zu fahren. Ein paar Tage Berge, Schnee und Skilanglaufen mit frischer Höhenluft – was will man mehr?

Ich für meinen Teil kann dem Winter ausgesprochen wenig abgewinnen, habe mich aber dennoch dazu überreden lassen, mitzukommen. Wohlgemerkt nichtmal widerwillig: Einen Tapetenwechsel während des meist doch sehr eintönigen Wintertrainings nehme ich als willkommene Abwechslung nur zu gerne an. Langlaufski habe ich trotzdem gar nicht erst eingepackt, sondern stattdessen einen Rollentrainer für den Hotelbalkon mit Bergblick.

In Seefeld angekommen erwartete uns strahlender Sonnenschein, für mein Kälteempfinden geradezu angenehme zwölf Grad und grüne Wiesen. Winter-Wonderland sieht anders aus. Die Enttäuschung im Rest der Truppe war groß, auch wenn es sich niemand wirklich anmerken lassen wollte: „So wenig Schnee hatten wir hier die letzten zehn Jahre noch nicht“, „Man muss auch mit schlechten Bedingungen zurechtkommen“, „Dann gehen wir halt öfter ins Schwimmbad"

Dass das, was wir vorfanden, ein Symptom der Entwicklung sein könnte, die sich langsam, aber merklich überall breitmacht und ja, die nichts anderes ist als der verdammte Klimawandel, von dem manche tatsächlich schon seit über zwanzig Jahren predigen, war irgendwie kein Thema. Und ja, vielleicht hatten wir auch wirklich einfach nur Pech (bzw. ich Glück) und in den nächsten Märzwochen gibt es in Seefeld traumhaften Schnee wie eh und je. Aber vielleicht sind wir auch manchmal sehr gut darin, die Augen vor der Realität zu verschließen.

incylence blog franzi reng high performance sport socks running cyclingEvery step counts: Das Motto von Laura Philipps Renewed Perspektive Socken | Foto: Philipp Seipp

Als Kind bin ich zum Beispiel regelmäßig mit meiner Familie nach Sölden in den Skiurlaub gefahren. Schon damals konnte ich mit Schnee und Kälte nicht viel anfangen. Die Sauna im Hotel „Liebe Sonne“ war stattdessen eher mein Highlight, ebenso wie Hannibal: Eine Action-Show, die jedes Jahr um die Osterzeit an der Weltcup-Piste stattfand. Dafür wurden meterhohe Elefantenskulpturen ins ewige Eis des Rettenbachgletschers gehämmert, die mich immer wieder aufs Neue faszinierten. Das Schauspiel gibt es nach wie vor, Elefanten aus Eis sind dagegen nicht mehr Teil des Spektakels – der Gletscher ist an dieser Stelle komplett verschwunden.

Der Klimawandel ist kein Gespenst, das irgendwo, tausende Kilometer entfernt in Form von Hurricanes oder Erdbeben sein Unwesen treibt. Der Klimawandel ist auch hier bei uns. Aber wenn wir dadurch nur eine Woche Langlaufen unter ungewohnt schlechten Schneebedingungen in Kauf nehmen müssen und nicht unser gesamtes Hab und Gut zerstört wird, ist das natürlich eher ein müdes Achselzucken wert. Dann halt nächstes Jahr auf ein Neues.

Vielleicht darf man aber gerade weil wir uns in so einer komfortablen Situation befinden, die Zeichen der Zeit auch einfach mal als das verstehen, was sie sind: Ein call to action. Denn zu unserer Lebenswirklichkeit gehört, dass sich die ganze Welt rasant und mit einer solch enormen Geschwindigkeit verändert, dass wir vielleicht allzu leicht dazu verleitet werden, passiver Spielball von Entwicklungen zu sein.

Vielleicht sehen wir daher statt einem Wandel, dem gegenüber wir uns irgendwie machtlos fühlen, lieber eine neue Perspektive, die sich uns inmitten dieser nach wie vor traumhaft schönen Bergkulisse eröffnet: Wir können die Initiative ergreifen, kreativ werden und unsere Energie darauf verwenden, die Zukunft ein bisschen besser zu gestalten. Das gilt nicht nur für einen etwas verkorksten Faschingstrip, sondern für das ganze Leben. Dieser Text hätte nämlich auch so beginnen können:

Der Plan war, alles aufs Laufen zu setzen und mich in den kommenden Jahren voll auf den Sport zu fokussieren. Ich war wenige Jahre nach dem Abitur plötzlich dazu in der Lage, mein Hobby zum Beruf zu machen. Was will man mehr?

incylence blog franzi reng high performance sport socks running cyclingDurchhaltevermögen: Ein Schlüssel für sportlichen Erfolg und soziale Herausforderungen

Meine Eltern für ihren Teil konnten dem Profisport ausgesprochen wenig abgewinnen, hatten mir stattdessen immer dazu geraten, „was Sicheres“ zu machen. Und auch wenn ich aus dem Alter, in dem man genau das will, was die Eltern nicht wollen, raus war, konnte mich niemand davon abbringen, meinem Herzen zu folgen. Sport und Geschichtenschreiben waren schon in der Grundschule meine ganz großen Leidenschaften. Seit jeher wollte ich in beidem so gut werden, wie nur möglich. Auch wenn das kein Traum ist, der sich in einem Atemzug mit „geregeltes Einkommen“ und „gute Erfolgsaussichten“ aussprechen lässt (und den man bei den Schwiegereltern deshalb vielleicht besser nicht als allererstes preisgibt).

Der Plan ging so lange gut, bis ich nach etlichen Krankenhausaufenthalten und einer monatelangen Suche nach dem Auslöser für meine Probleme, gesagt bekam, dass mein Körper chronisch krank und nicht für Leistungssport geeignet ist. Ich solle dieses Ziel doch bitte verwerfen. Für mich ein Schicksalsschlag. Natürlich hatte ich noch das Schreiben. Aber irgendwie machte für mich das Eine ohne das Andere plötzlich überhaupt keinen Sinn mehr. Es folgten zwei Jahre relativ orientierungsloses In-der-Gegend-Herumtaumeln.

Doch irgendwann entdeckte ich etwas, das ich in meinem bisherigen Leben komischerweise nicht gebraucht und auch nicht gesucht hatte: Verantwortung für mich selbst übernehmen. Nicht der Enttäuschung darüber, dass aus meinen Träumen nichts werden sollte, nachzuhängen und diese frustriert nach außen zu tragen. Sondern stattdessen mein Schicksal in die Hand zu nehmen und nach Lösungen zu suchen. Wo ein Wille, da ein Weg. Und wo man Perspektiven sieht, anstatt zum passiven Gegenstand von Veränderung zu werden, besteht immer noch Hoffnung und Optimismus.

Heute bin ich Triathletin und bereite mich auf meine nächste Saison vor. Meine Karriere ist nach wie vor geprägt von Höhen und Tiefen, aber ich habe gelernt, die Umstände zu akzeptieren und wirklich selbstständig für das zu arbeiten, wovon ich träume: Ein Leben als Autorin und als Sportlerin.

Jeder von uns hat solche Träume. Und jeder von uns hat Perspektiven. Nicht dieselben, aber seine ganz eigenen. Und es ist ein wunderschönes Gefühl, sagen zu können: „Im Rahmen meiner Möglichkeiten habe ich mein Bestes gegeben.“ Entweder für einen selbst, für andere, für die Umwelt oder für etwas, das uns ganz besonders am Herzen liegt. Nur so bleiben Träume bestehen, nur so kommen wir ihnen näher, nur so gehen sie vielleicht sogar in Erfüllung. Vielleicht tun sie das auch nicht – aber sie schmelzen ganz sicher nicht einfach dahin wie die Elefanten im ewigen Eis.

Passend zum Blog: Unter dem Motto "Neue Perspektiven" stehen auch die RENEWED PERSPECTIVE Socken, die wir gemeinsam mit Sebastian Kienle und Laura Philipp entwickelt haben. Erfahre mehr über das Projekt.

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